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Kaufsucht: Noch Konsum oder schon Krankheit?


Konsum oder Krankheit?
Belohnung fürs Gehirn: Wo die Kaufsucht anfängt

Von dpa
08.02.2023Lesedauer: 3 Min.
Shopping-Tour (Symbolbild): Der Kauf neuer Dinge stimuliert unser Belohnungszentrum im Gehirn.Vergrößern des BildesShopping-Tour (Symbolbild): Der Kauf neuer Dinge stimuliert unser Belohnungszentrum im Gehirn. (Quelle: Christin Klose/dpa-tmn)
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Kaufportale oder der Stadtbummel reizen zum Kauf neuer Sachen. Das stimuliert das Belohnungszentrum in unserem Gehirn, kann aber auch in die Sucht führen.

Entdecken, auswählen, kaufen: Shopping macht vielen Menschen Spaß. Und manchmal gibt es Tage, an denen die Ausbeute etwas größer ausfällt – drei Paar Schuhe, eine Küchenmaschine, ein Mantel, zwei Bücher. Zu viel? Ist so ein Konsumverhalten schon Ausdruck von Kaufsucht?

"Pauschal lässt sich das nicht sagen, es hängt von der Situation ab", sagt Prof. Astrid Müller, Leitende Psychologin an der Klinik für Psychosomatik und Psychotherapie der Medizinischen Hochschule Hannover.

Möglicherweise war der Kauf all dieser Dinge notwendig, das Geld dafür da. Oder Defektes musste durch Neues ersetzt werden. In solchen Fällen kann von Kaufsucht eher nicht die Rede sein.

Wie erkenne ich den Kontrollverlust?

"Eher kritisch sieht es aus, wenn die Kauffrequenz regelmäßig sehr hoch ist und es zu einem Kontrollverlust beim Kaufen kommt", sagt Nadja Tahmassebi, Leitende Psychologin an der Salus Klinik Friedrichsdorf im Hochtaunuskreis.

Wer von Kaufsucht betroffen ist, für den oder die verliert die Ware komplett an Reiz, sobald sie daheim ist. "Zum Teil wird sie noch nicht einmal ausgepackt", sagt Tahmassebi.

Das Verlangen, ständig Neues zu kaufen, lässt aber trotzdem nicht nach. Obwohl die Käufe erstens nicht notwendig sind und zweitens Betroffene sie sich womöglich nicht leisten können. Die Folge seien oftmals finanzielle Nöte, wie Astrid Müller sagt.

Ansprechpersonen

Universitäten und Psychosomatische Kliniken bieten spezielle Sprechstunden für Verhaltenssüchte, wie etwa der Kaufsucht an. Auch die örtlichen Fachstellen der Suchthilfe eignen sich als erste Anlaufstelle.

Welche Ursachen hat so ein Kaufverhalten?

"Minderwertigkeitskomplexe können dahinterstecken, auch Selbstwertprobleme", sagt Müller. Denkbar ist auch, dass Betroffene eine große materielle Werteorientierung haben. Heißt: Sie setzen stark auf Statussymbole und definieren sich selbst über das, was sie besitzen – und nicht über das, was sie als Person sind.

"Leute, die von Kaufsucht betroffen sind, leiden häufig auch an Depressionen und Angsterkrankungen", sagt Nadja Tahmassebi.

Das Problem: "Lange Zeit wird die Kaufsucht ausgeblendet, das eigene Konsumverhalten kommt nicht auf den Prüfstand", sagt Müller. Das Einkaufen passiert, um sich selbst zu belohnen oder zu beruhigen. Regulieren können Betroffene ihr Kaufverhalten nicht. Erst, wenn die negativen Folgen überhandnehmen, merken sie, dass etwas nicht stimmt. Etwa, wenn sich Schulden anhäufen.

Anzeichen ernst nehmen

Wer Anzeichen für problematisches Kaufverhalten bei sich selbst entdeckt, kann sich in einem ersten Schritt finanzielle Grenzen auferlegen. Dazu gehöre laut Thmassebi auch, einzuplanen, wie viel Geld man für was ausgeben wolle.

Wie komme ich raus aus der Kaufspirale?

Hilft dies alles nicht weiter, bietet sich eine Psychotherapie an. Das kann eine Verhaltenstherapie sein, zu der Analysen des eigenen Verhaltens gehören, wodurch man den Auslösern für exzessives Kaufverhalten auf die Spur kommen kann.

Stellt sich dabei heraus, dass das Kaufen die Funktion einer Belohnung hat, kann man Alternativen finden. "Das ist oftmals ein schwieriger Prozess", erklärt Müller. Denn es geht darum, etwas zu finden, was ähnliche Hochgefühle wie das Kaufen auslöst.

Vielleicht kann ein heißes Bad künftig eine Belohnung nach einem stressigen Tag sein. Ob das aber in der Praxis tatsächlich funktioniert, ist von Fall zu Fall verschieden. "Letztendlich geht es vor allem um Verzicht – und das ist das Schwere", betont Müller.

Insgesamt schaffen es Betroffene dank therapeutischer Hilfe häufig, ihre Kaufsucht in den Griff zu bekommen. Wie lange das so bleibt, ist aber ungewiss. "Zu Rückfällen kann es immer wieder kommen", sagt Nadja Tahmassebi.

Was kann ich tun, um Betroffenen zu helfen?

Was, wenn man beim Vater oder der guten Freudin eine Kaufsucht vermutet? Dann sollte man sich nicht scheuen, das Thema anzusprechen, "wertschätzend und respektvoll", wie Astrid Müller betont.

So kann man den betroffenen Angehörigen ermuntern, eine Beratungsstelle aufzusuchen. Das kann etwa eine Fachstelle für Suchthilfe sein, die Beratung bei Verhaltenssüchten anbietet. Niedrigschwellig können Online-Beratungen sein, wie sie zum Beispiel der Deutsche Caritasverband anbietet.

Transparenzhinweis
  • Die Informationen ersetzen keine ärztliche Beratung und dürfen daher nicht zur Selbsttherapie verwendet werden.
Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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